KiLux Community löst sich auf 

Hallo,

leider muss ich verkünden, dass sich die KiLux Community mit dem heutigen Datum auflöst. Ein klein wenig Geschichtsunterricht: Am Anfang waren die Kieler Linuxtage. 2006 nahm ich erstmal organisatorisch daran teil. 2007 nannte sich das Organisationsteam rund um diese Linuxtage „KiLux“ aufgrund einer Namensidee von mir. Eine weitere meiner Ideen war es unter dem Label „KiLux Community“  eine Kooperation verschiedener Gruppen aus Kiel zu erreichen. Allerdings viel dies schwerer als erwartet. Eine der wesentlichen Gedanken war der, dass es nicht ausreicht einmal im Jahr eine größere Veranstaltung zu machen, sondern das Linux-User das ganze Jahr hindurch Kontakte untereinander brauchen. 2007 fanden wieder die Kieler Linuxtage statt, bei deren Organisation entgegen meiner Vorstellungen statt dem Ansprechen vieler Menschen aus dem Linuxumfeld eine kleine Organisationsgruppe bevorzugt wurde. Allerdings mit der Aussage, dass man sich nach den Kieler Linuxtagen 2007 zur Community hin öffnen wolle. Nach diesen sehr erfolreichen Linuxtagen mit über 500 Besuchern zeigte sich dann aber bei der Nachbesprechung, dass die zugesagte Öffnung nicht erfolgen sollte, sondern man einfach Einzelne ausgewählte Leute zur kleinen Gruppe dazuholen wollte. Ebenfalls wurde klar, dass neben der großen Veranstaltung „Kieler Linuxtage“ weitere Veranstaltungen vorher und nachher eher als Möglichkeit gesehen wurde, zu diesem jeweiligen jährlichen Höhepunkt mehr Besucherinnen anzuziehen und nur ein wenig das Thema warm zu halten. Sowohl die finanzielle Last, als auch die organisatorische Arbeit sollte bei wenigen Köpfen verbleiben. Ein größerer Zusammenschluss „KiLux Business“ von in Kiel angesiedelten Linuxfirmen in Form einer GmbH wurde abgelehnt – weiterhin sollte alles nur auf die Kieler Linuxtage hin ausgelegt sein. Da hier einerseits Zusagen (Öffnung zur Community) nicht eingehalten wurden und ich andererseits auch keine Bewegung sah über dieses Organisationsteam mehr zu erreichen, erklärte ich meinen Austritt aus dem konkreten Planungsteam für 2008. Dass es eine Gleichsetzung von „Linux in Kiel“ mit den „Kieler Linuxtagen“ bekam ich dann im Verlauf des Jahres durch verschiedene Reaktionen zu spüren – nach dem Motto – wer nicht für die Linuxtage 2008 mitplant, will auch nichts für Linux erreichen. Was aber gar nicht meiner Meinung und Motivation entsprach. Ich wollte mich lieber auf die Punkte konzentrieren, die in Kiel aus meiner Sicht unterrpräsentiert waren. Also „KiLux Community“. Für einige Zeit existierte dann auch ein monatlicher Treff in der Toppoint. Leider konnte ich aber nicht erreichen, das die Räume an dem jeweiligen Termin immer offen waren (weder konnte ich einen Schlüssel leihen noch gab es irgendeinen Weg den Raum zu reservieren und aufgeschlossen zu bekommen). Da ich diesen Treff auch nur in meiner Freizeit betrieb und ich es auch nicht verantworten konnte User einzuladen und nachher vor verschlossenen Türen zu stehen, beschloss ich, die Organisation des regelmäßigen Treffs von meiner Seite aus bis auf weiteres zu beenden.
Für 2008 plante ich dann am globalen Software Freedom Day teilzunehmen (da es eine Anfrage dies in Kiel zu organisieren aus Rendsburg gab) und da der wie auch meist die Kieler Linuxtage im September gelegen war hoffte ich, das man da vielleicht eine Kooperation herstellen könnte.Wie sich herausstellte, fanden 2008 die Linuxtage aber im Oktober statt. Mit einem kleinen Team bereiteten wir den SFD in Kiel vor – als Ort mussten wir kurzfristig auf das BZM in Mettenhof ausweichen. Ich bemühte mich darum, für den SFD aus weiteren Teilen der KiLux Community-Organisationen Mitstreiter zu bekommen – aber nur Menschen ausserhalb dieser Organisationen waren bereit mitzuhelfen oder auch nur einen Stand für sich selbst zu machen. Selbst von den Kieler Linuxtagen kamen nicht einmal Flyer zu Veranstaltung. Nichts desdo trotz wies ich auf diese kommende Veranstaltung hin. Relativ zu dem improvisierten Charakter des SFDs und der Tatsache das es seitens des Rests von KiLux Community null Unterstützung gab war unser SFD sehr erfolgreich. mit rund 50 EUR Mitteleinsatz und 20 Besuchern im fernen Mettenhof muss man sagen das es sich gut gerechnet hat. Das BZM erhielt dann auch neben anderen anwesenden beruflichen Schulen viele der Ubuntu-CDs, die wir in großen Mengen erhielten. Ja, zu den CDs gab es dann ja auch Anfragen seitens der anderen Organisationen, die sich der Mitorganisation verweigert hatten. Dies lehnte ich aber dann größtenteils ab, eben aufgrund der Tatsache, das es da keinen Support gab.

Im Oktober fanden dann die Kieler Linuxtage 2008 statt. Meine Anfrage auf einen Gemeinschaftsstand von KiLux wurde ebenfalls negativ beschieden. Jede Organisation wollte einen eigenen Stand machen. Die waren dann aber an den Tagen zum Teil gar nicht besetzt, ebenso wie das Musterbüro. Ich nutzte die Linuxtage dann, um mich ganz „egoistisch“ über das zu informieren, was mich interessierte. Das war z.B. bei einigen Embedded-Linux-Vorträgen der Fall, oder auch bei dem von OpenBSD. Die Unkonferenz 2008, die ich ursprünglich auch 2007 vorschlug, die dann erst abgelehnt wurde und dann doch als Teilveranstaltung bereits 2007 angehängt wurde, wirkte wieder etwas wie ein Fremdkörper. Eigentlich sind Unkonferenzen eine Veranstaltungsform, die die gesamte Veranstaltung durchzieht und nicht etwas, was man hinten dranklatscht. Am besten taugen Unkonferenzen für Fachpublikum oder eben für selbstorganisierte Veranstaltungen. Dies ist aber nicht möglich, wenn man die Community nicht frühzeitig involviert. Gerade am zweiten Tag, der mehr für die Community sein sollte bestand eigentlich mehr der Bedarf an grundsätzlichen Informationen über das was Linux ist und kann. Wahrscheinlich hätte man auch einen Einführungsvortrag alle Stunde wiederholen können.

Eine weitere Problematik im Vorfeld war die Tatsache, das ich eine KiLux-Gruppe bei XING eingerichtet hatte. Seitens der KiLux-Orgateam wurde dagegen zwar kein Veto eingelegt, aber sowohl 2007 als auch 2008 diese total ignoriert. Wer XING kennt, weiss, dass dies ein hervorragendes Vernetzungswerkzeug ist. Anmeldungen zu Veranstaltungen sind darüber z.B. zusätzlich sehr einfach. Mittlerweile hat diese Gruppe 84 Mitglieder, die sich auf diese Weise gut vernetzen können (einfach dadurch, das man schauen kann, wer dort Mitglied ist). KiLux-Orga weigerte sich aber XING für Werbung oder Anmeldungen zu nutzen – und so konnten die vielen Interessierten nicht erfahren, was sie erwarteten – nämlich über neue Veranstaltungen zu Linux in Kiel informiert zu werden. Ich habe die Termine auch nicht immer dort weitergereicht, weil ich annehmen musste, das dies nicht dem Willen des Orgateams entsprach.

Nun fing das Jahr 2009 an und man konnte neu planen. Auf den Kieler Linuxtagen 2008 war ich mir mit Mitgliedern des Orgateam einig, dass man für 2009 versuchen sollte den SFD und die Kieler Linuxtage auf den selben Termin zu legen um die Kräfte zu bündeln. Anfang 2009 erfuhr ich dann aber über Umwege, dass man sich bereits wenige Monate nach den 2008er-Linuxtagen wieder auf einen Termin im Oktober festgelegt hatte, obgleich der September-Termin des SFD für jedes Jahr bereits feststeht (immer der dritte Samstag im September) und ohne mich oder irgendeine der offenen KiLux-Mailinglisten zur Terminfindung zu konsultieren. Damit war klar, dass wir dieses Jahr wieder die gleiche Situation hätten, obgleich wir uns letztes Jahr einig waren, dass das nicht gut war.

Für mich stellt dies den Endpunkt einer Entwicklung dar. Am Anfang stand meine Kritik an der Tatsache, das die Kieler Linuxtage 2006 die Community nicht einbezogen hatten – dazwischen der Versuch dies mehr zu tun mit dem Erfolg von über 500 Besucherinnen. 2008 waren es wieder deutlich weniger. Und ich befürchte, das dies 2009 nicht besser werden kann. Community ist etwas lebendiiges, das man hegen und pflegen muss. Es reicht nicht aus, einmal im Jahr alle zusammenzurufen und dann zu erwarten das einerseits spontan Leute helfen und zum anderen viele Leute kommen. Leute besuchen eine Veranstaltung einerseits wenn sie einen guten Ruf hat oder auch wenn sie etwas interessanztes bietet. Bei der Linux-Community kommt der Aspekt dazu, dass Veranstaltungen nur von einer lebendigen Community mitgetragen werden, die auch Einflussmöglichkeiten hat und einen ganzjährigen Kontakt pflegt. Die Community selbst gibt den Usern die Erfahrung mit ihren Problem nicht alleine zu sein. Einige neue Gesichter auf den Kieler Linuxtagen kamen durch die Phase an denen es regelmäßige Linux-Treffen gab. Man muss kein Experte sein um zu sehen, dass sich dieser Effekt noch verstärken könnte. Ich habe viele dieser Kritik in den letzten Jahren zwar offen geäußert aber nicht so öffentlich wie in diesem Post. Und bisher hatte ich die Hoffnung, das das Konstrukt „KiLux Community“ doch noch irgendwann tragfähig wird.

Zu denen die meinen, das sich Leute nicht engagieren wollen sage ich: Das stimmt nicht – viele Menschen engagieren sich gerne, wenn das Umfeld und die Stimmung stimmt. Wenn Interessierte versuchen zu helfen brauchen sie Ermutigung und Möglichkeiten etwas zu tun. Dabei darf es dann auch gerne das Neuerfinden des Rades sein. Geschlossene Organisationskreise sind der Tod jeder aktiven Community. Im Grunde hat jeder etwas zu geben. Woran es mangelt sind oft Leute, die bereit sind über Monate Verantwortung für einen Treff oder ein Detail zu übernehmen. eine kleine Community kann es sich überhaupt nicht leisten solche Leute zu verschrecken. Ein regelmäßiger Treff ist die Grundvorraussetzung für ein Community-Leben. Und auch für einen möglichen Erfolg von Linux. Ich sage immer, das es überhaupt kein Problem wäre alles Desktop-Systeme innerhalb von zwei Jahren auf Linux umzustellen, wenn es nicht diese ganzen internen Querelen gäbe, die Machtkämpfe, die Spielchen, die persönlichen Verletztheiten. Wie alle bin ich auch nur Mensch, der bereit war mit anderen zusammen eine Community aufzubauen. Dabei habe ich die bestendenden Organisationen am Ende aber doch eher als Bremser und Zeitverschwendung wahrgenommen, denn als hilfreiche und positive Unterstützung. Die Klugen unter euch werden jetzt vielleicht denken, dass die Dinge halt so sind, das Menschen so sind, das Vereine so sind. Das stimmt sicher auch zum Großteil. Ich betrachte das ganze aber eher aus dem Blickwinkel dessen, was möglich wäre und wo ich und wir hin wollen. Also z.B. mehr Offenen Standards und eine breitere Akzeptanz Freier Betriebssysteme und Freier Software. Es könnte einen kleinsten gemeinsamen Nenner geben, trotz aller persönlichen Eigenheiten. Das wir Menschen sind können wir nicht ändern – aber wir haben doch einen freien Willen und können auch unsere vernunft nutzen um diesen kleinsten gemeinsamen Nenner zu erhalten. Leider habe ich in Kiel bisher eher die Erfahrung gemacht, dass man sehr gerne auf diesen kleinen Pflänzchen die aufkeimen herumtrampelt. Dass man zum teil fundamental andere Wege geht und Überzeugungen hat, hat damit nur marginal etwas zu tun. Was fehlt ist ein Mindestmaß an Gemeinsinn, womit der Erhalt einer gewissen Community möglich wäre. Ich selbst habe auch nur ein gewisses Maß an Energie und investiere das auch lieber in andere Projekte, wo die Bereitschaft zusammenzuarbeiten größer ist. Ich werde dieses Blog zunächst weiterlaufen lassen. Dieses Posting soll nur klarstellen, das es die KiLux Community so wie angedacht nicht gibt und auch darstellen, warum dies aus meiner Sicht gescheitert ist. Ich bin nach wie vor bereit zur Kooperation – allerdings nicht mehr mit den Organisationen und Personen, mit denen ich es die letzten drei Jahre trotz aller Widerstände versucht habe.

Damit möchte ich auch von meiner Seite aus bewusst Raum für andere Anfänge und Ansätze machen. Ich wünschte es wäre anders gekommen aber so ist es nun mal. Die KiLux-community-Mailingliste und die XING-Gruppe wird erst einmal weiterlaufen, auch um sie evt. für neue Anläufe nutzen zu können.

Das Wiki und die Community werden jetzt vorerst nur noch unter LUG Kiel weitergeführt.